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Mannschaftssport Erwachsene  

„Zwei einarmige Banditen im Tischtennis“

Jürgen Arnold und Inge Jarl Clausen schwingen trotz Handicap den Schläger/Beide haben bei einem Motorradunfall den linken Arm verloren

Jürgen Arnold. Foto: Laszlo Ertl

Wer in den vergangenen zwei Jahren beim Finalturnier des Bavarian TT-Race in Ruhpolding dabei war, weiß, dass auch mit einem Arm Tischtennis spielen problemlos möglich. Inge Jarl Clausen vom WSV Oberaudorf war beide Male dabei. Er ist aber nicht der einzige Tischtennisspieler in Bayern, der mit einem Arm unterwegs ist.

Beim 1. FC Hösbach (Bezirk Unterfranken-West) gibt es zwei Jürgen Arnold. Während der eine in der dritten Mannschaft aufschlägt, ist der andere Stammkraft bei Team sieben. Der 67-Jährige begann im Alter von zehn Jahren bei TSV Gailbach bei Aschaffenburg mit dem Tischtennis spielen. Sein Bruder hatte den Sport im Internat (Arnold: „Dort wurde bei gutem Wetter Fußball, bei schlechtem Tischtennis gespielt“) kennengelernt. Anfangs wurde auf dem Balkon gespielt, ein Schreiner erstellte aus mehreren Spanplatten einen Tisch. 1965 hatte er einen Motorradunfall, dabei verlor der damals 18-Jährige den linken Arm. 2017 mussten auch noch zwei Finger der rechten Hand daran glauben. „Beim Rasenmähen habe ich nicht aufgepasst“, erinnert sich Arnold.

Nur zwei Saisonpartien verpasst

Deshalb wirft er den Ball beim Aufschlag aus der Handinnenfläche in die Höhe. „Die Fehlaufschläge werden mehr, weil der Ball auf den Boden fällt. Aber in der Regel funktioniert der Aufschlag“, betont Arnold. Später wechselt er nach Hösbach und spielte dort in den Anfang 2000er Jahren in der dritten, vierten und fünften Mannschaft. Zwischen 2013 und 2019 war er für den TSV Keilberg am Start, eher er nach Hösbach zurückkehrte. In dieser Saison war in der siebten Mannschaft hinter Doppelpartner Richard Schäfer der Spieler mit den zweitmeisten Einsätzen. Nur zwei Spiele verpasste er. „Einmal war ich krank und am letzten Spieltag bei einem Geburtstag eingeladen. In der Siebten sind Ü60-Spieler, mit denen ich nach dem Spiel zusammensitze und ein Bier trinke.“

Ans Aufhören denkt Arnold jedenfalls nicht. „Dann sitzt man nur zuhause, so gehe ich ein-, zweimal in der Woche ins Training und am Freitag ist Spiel. Einen „Tatort“ kann ich doch jederzeit schauen“, ist für das Fernsehen (noch) keine Alternative. Trotz Handicap macht er das Beste aus seinem Leben. „Was nicht geht, ist auf einen Baum klettern“, schränkt Arnold ein. Bis vor zwei Jahren war er Jugendtrainer, die BTTV-Leistungsnadel für 30 und 40 Jahre hat er schon. Weil der Hauptverein in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert, rechnet er mit einer weiteren Ehrung.

„Ich wollte mich eh etwas mehr bewegen"

Bei Clausen war es ebenfalls ein Motorradunfall, bei dem er auch den linken Arm verlor. 1983 als 24-Jähriger war dies, der 63-Jährige fing erst Ende 2016 mit dem Tischtennis spielen an. Ein Arzt hatte ihm das empfohlen, um einige Muskeln seines Körpers zu aktivieren. „Ich wollte mich eh etwas mehr bewegen, deswegen dachte ich mir vor sechs Jahren, dass das der perfekte Sport für mich sein wird“, sagt Clausen rückblickend. Anfang 2017 erhielt der Norweger, der seit 2010 in Deutschland lebt, für TuS Bad Aibling (bei Rosenheim) eine Spielberechtigung, zum Jahreswechsel 2022 erfolgte der Wechsel zum WSV Oberaudorf, weil er in Kiefersfelden an der Grenze zu Österreich wohnt. Dort ist der Stammspieler, zudem ist Clausen großer Fan vom Bavarian TT-Race. Aktuell führt er die Teilnahmenrangliste (71 Races) an. Vor allem bei den Turnieren in Moosburg ist der Stammgast, aber auch beim Kick-Off in Berchtesgaden am 1. Januar war er dabei. „Durch das Race habe sehr viele nette Menschen kennengelernt und es herrscht immer eine freundliche Atmosphäre."

Der Aufschlag ist bei ihm kein Problem. „Ich bin mit einem Arm stärker als mit zwei, denn ich habe viel Kraft im rechten Arm“, behauptet er. „Zwei einarmige Banditen im Tischtennis“, sagt er, als er auf seinen Leidensgenosse Arnold angesprochen wird.

Inge Jarl Clausen. Foto: Erik Thomas

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